Evangelische Altenhilfe
Ludwigshafen

„Wie das Land nach dem Winter…“

Dieser Tage stieß ich auf ein Gedicht, ein Frühlingsgedicht. Keines das sich reimt und leicht auswendig lernen lässt, sondern eher Gedanken über Sehnsüchte und Lebensträume, wie wir alle sie verspüren. Es beginnt mit mit der Zeile:

„Wie das Land nach dem Winter ist mein Herz. Ich sehne mich nach Farben, nach Düften und Melodien.“

Im Winter erstarrt die Welt, wie blass und farblos, scheint kaum noch am Leben zu sein. Nach Monaten mit trübem Wetter, Nebel und wenig Sonne lechzt unser Körper geradezu nach allem Hellen und Buntem, nach Sonne, grünen Blättern und Blumen. Wenn im Alter der Alltag immer gleichförmiger wird, wenn es wenig Abwechslung gibt, der Radius, in dem ich mich bewegen kann, immer kleiner wird, dann wächst auch da die Sehnsucht nach allem, was das Leben bunter, anregender, schöner macht, nach Farben, Düften, Melodien. Der Frühling ist die Zeit, in der das Leben wieder neu erwachen zu scheint, wo alles von neuem Lebendig wird. Gibt es solches Frühlingserwachen, solches Neu werden auch für einen alten Menschen? Mancher denkt vielleicht, dass in seinem, in ihrem Leben sich nichts Neues mehr tut, dass alles nur wie gewohnt weitergeht, bis es irgendwann einmal endet. Auch das alte Volk Israel war immer wieder von solcher Hoffnungslosigkeit befallen. Aber es machte auch immer wieder die Erfahrung, dass es unerwartete Wendungen gibt, dass sich tatsächlich ganz Neues ereignet. „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?“ (Jes. 43,19) fragt Gott. Manchmal ist unser Blick verstellt und wir können nicht wahrnehmen, was sich an Schönem, Buntem und Neuem um uns herum ereignet. Aber wo wir die Augen öffnen, machen wir die Erfahrung:

„Die Frühlingssonne macht vor keinem noch so dunklen Tal in meiner Seele halt. Sie erreicht auch die unzugänglichste Kluft. Und meine versiegten Quellen dürfen wieder sprudeln. Dann kann ich staunen, wie viel in mir steckt.“

Ich wünsche Ihnen allen solche Frühlingssonne, die Ihr Leben in ein neues Licht taucht und alles Schöne und Bunte sichtbar werden lässt.
„Und dankbar erfahre ich:
Der Abschied vom Vergangenen
macht den Weg frei für neues Leben“

Barbara Kohlstruck
Dekanin und Aufsichtsratsvorsitzende der Evangelischen Altenhilfe

Quelle Beitragsbild: © sailorr – Sun – Item ID: 2615227   – http://photodune.net/item/sun/2615227